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Constanze Engel ist Leitung und Beraterin bei der PPD Beratung für Familie und Beruf GmbH – ein Angebot, das Mitarbeitende der Evangelischen Stiftung Alsterdorf im Rahmen der Corporate Benefits kostenlos nutzen können. Solche Unterstützungsangebote werden auch als Employer Assistance Program bezeichnet. Die PPD spezialisiert sich dabei auf die Beratung von Menschen, die in der Gesundheits- und Sozialbranche arbeiten.
Die PPD bietet Mitarbeitenden der aaost sowohl psychosoziale – als auch Pflegeberatung. Was genau verstehen Sie darunter?
Psychosoziale Beratung ist eine unterstützende lösungsorientierte Kurzzeitberatung für alle Lebenslagen, die herausfordernd sein können. Das können Themen aus dem Arbeitskontext sein, z.B. Konflikte mit Vorgesetzten oder Kolleg*innen oder auch private Themen aus den Bereichen Familien, Partnerschaft, Trennung, etc. Das Angebot kann sowohl von Mitarbeitenden als auch im selben Haushalt lebenden Angehörigen genutzt werden.
Die Pflegeberatung ist der Ursprung der PPD und wendet sich an berufstätige, pflegende Mitarbeiter*innen, die sich fachliche Unterstützung wünschen. Da geht es dann um Fragen wie „Welche ist die beste Pflegeform für meine Angehörigen?“, „Welche Rechte habe ich?“ und „Wer finanziert was?“.
Was sind die häufigsten Themen, mit denen Mitarbeiter*innen in Ihre Beratung kommen?
Das ist schwer zu sagen, weil die Themen oft komplex sind und sich nicht auf einen klaren Lebensbereich eingrenzen lassen. Ich würde aber sagen, dass es hauptsächlich private Themen sind, mit denen die Menschen zu uns kommen. Ein sehr großer Anteil hängt mit der allgemeinen psychischen Verfasstheit zusammen – da geht es um Überlastungssituationen, Hoffnungslosigkeit, den Umgang mit Unruhe und körperlichen Symptomen. Auch das Thema Angst hat in den letzten Jahren stark zugenommen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt, um sich bei Ihnen zu melden?
Dann, wenn man ernsthaft darüber nachdenkt. Häufig fragen sich Mitarbeiter*innen, ob sie geschädigt genug sind, um eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Dann schieben sie ihre Themen auf und kommen erst, wenn gar nichts mehr möglich ist und sie sich ggf. krankschreiben lassen müssen. Wir sagen: „Kommt lieber früher, als mit dem Kopf unterm Arm. Und wenn es Unsicherheiten gibt: Fragt nach!“
Wie läuft eine Beratung bei Ihnen ab?
Es gibt eine Hotline, die 24/7 erreichbar ist. Entweder man meldet sich über die oder über unser Kontaktformular. Hier bekommt man an Arbeitstagen innerhalb von 24 Stunden eine telefonische Rückmeldung. Hier wird ein erster Termin vereinbart. Insgesamt stehen Ihnen als Mitarbeitende der ESA fünf kostenlose Beratungstermine zur Verfügung. Die Verteilung dieser Termine ist individuell planbar. Manchmal sind wir nach fünf Wochen durch, andere Klient*innen betreuen wir über ein Dreivierteljahr. Die Beratung findet je nach Wunsch persönlich in unserer Beratungsstelle, telefonisch oder per Videocall statt. Bei dem ersten Termin findet eine genaue Besprechung des Anliegens statt: In welcher herausfordernden Situation befindet sich der Mensch? Was sind seine Ziele und Wünsche? Dieser erste Schritt schafft oft schon ganz viel Klarheit und Ordnung?
Was, wenn sich herausstellt, dass ich etwas anderes brauche?
Die PPD ist eine Beratungsstelle, kein psychotherapeutisches Angebot. Wir können viele Themen abdecken, müssen in Einzelfällen aber an andere Expert*innen überweisen. Es gibt sowohl die Fälle, in denen wir die Verantwortung ganz klar abgeben als auch solche, in denen das Problem viel leichter zu lösen ist, als zunächst geglaubt. Wichtig ist dazu zu sagen, dass wir keine Therapieplätze, Wohnungsangebote oder ähnliches herbeizaubern können. Wir sind auch keine Rechtsberatung. Wir können lediglich feststellen, was in Ihrer spezifischen Situation gebraucht wird und ggf. Kontakte weitervermitteln.
Was für Menschen arbeiten bei der PPD?
Wir sind ein kleines festes Team von drei Mitarbeitenden in Festanstellung. Darüber hinaus arbeiten wir mit der Beratungsstelle der Diakonie Hamburg und weiteren Honorarkräften zusammen. Bei uns arbeiten fast nur Pädagoginnen, Sozialwissenschaftler und Psycholog*innen, die Pflegeberatung machen Pflegefachkräfte. Zudem haben wir Berater*innen, die auf das Thema Familie spezialisiert sind, wir haben eine ADHS Expertin. Wir alle kommen aus dem sozialen Arbeitsbereich und haben beraterische und/ oder Therapeutische Qualifikationen. Insgesamt sind 15 Berater*innen regelmäßig für uns im Einsatz.
Wie gut wird das Angebot von Mitarbeiter*innen der aaost angenommen?
Insgesamt wird die Beratung sehr gut angenommen – vor allem im Vergleich zu anderen Unternehmen, die wir betreuen. Das liegt glaube ich auch daran, dass die ESA das Angebot regelmäßig bewirbt und damit zu einer Unternehmenskultur beiträgt, in der die Inanspruchnahme von Hilfeleistung positiv bewertet wird.
Natürlich gibt es auch Fälle, in denen ein Beratungsprozess abgebrochen wird, weil der Mensch feststellt, dass er etwas ganz anderes braucht oder in Wahrheit gar nichts verändern will. Auch das ist völlig in Ordnung.
Was gehört noch zu den Leistungen der PPD?
Neben der persönlichen Beratung bieten wir auch Online Seminare zu verschiedenen Themen an, die sich vor allem auf die Themen Arbeit und Gesundheit beziehen. Der letzte Vortrag drehte sich um das Thema „Gewaltfreie Kommunikation im Berufsumfeld“. Dieser war sehr gut besucht. Insgesamt werden diese Seminare immer mehr angenommen. Darüber hinaus bieten wir auch Teamcoachings, Mediation und Führungskräftetrainings an, die man zu den Inklusivleistungen hinzubuchen kann.
Was ist das schönste Feedback für Sie?
Wenn es Menschen gelingt, sich in der Beratung neu zu entdecken, nach dem Motto „Wow, so habe ich das noch nie gesehen!“ oder „Ich hätte nie gedacht, dass ich mich das traue!“. Außerdem finde ich es schön, wenn man trotz großer Not auch gemeinsam Lachen kann und es Momente der Leichtigkeit gibt. Besonders freue ich mich, wenn mir Klient*innen nach einigen Monaten schreiben und erzählen, wie es Ihnen mittlerweile geht, bzw. mich an ihren Erfolgen teilhaben lassen.
Vielen Dank für das sympathische Gespräch!