Inklusiv und mittendrin – das neue Café mit Shop in der Hauptkirche St. Petri

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Wussten Sie, dass der höchste begehbare Aussichtsturm Hamburgs in der Hauptkirche St. Petri ist? Nein?! Wir ehrlich gesagt auch nicht, bis wir im letzten Jahr mit Hauptpastor Dr. Jens-Martin Kruse über eine mögliche Kooperation sprachen. Im März wurde das Café eröffnet.

Der ehemalige Buchladen der Hauptkirche St. Petri in Hamburgs Innenstadt, gelegen in der Seitenkapelle (der sogenannten St. Ansgarkapelle), hatte sein Geschäft aufgegeben und die Kirchengemeinde machte sich Gedanken darüber, wie die Räumlichkeiten in Zukunft genutzt werden könnten. Wichtig war ihr, einen Partner zu finden, der sie bei ihrer Idee unterstützt, sich als Kirche für die Stadt zu öffnen, der die gleichen Werte hat und bei dem das Zusammenkommen von Menschen im Mittelpunkt steht.

Die Hauptkirche St. Petri – Hamburgs älteste und zugleich kleinste Kirchengemeinde – sieht ihre Aufgabe nicht in der Funktion einer traditionellen Ortsgemeinde, sondern als offener Anlaufpunkt für alle, die eine Begegnung mit Kirche suchen. Als wir uns Anfang Juli vergangenen Jahres das erste Mal in der St. Ansgarkapelle trafen, um gemeinsam zu beraten, ob und wie eine Kooperation aussehen könnte, waren sich sofort alle Beteiligtensicher: Das hier ist ein Match!

„Diakonie, Sozialraum, Menschen mit und ohne Behinderung, die gemeinsam mitten in der Stadt mit Sinn zusammenarbeiten – das ist genau das, was wir gut finden und als Mehrwert für die Gesellschaft betrachten“, beschreibt Dr. Roman Helbig, Geschäftsführer der alsterdorf assistenz ost, einer Tochtergesellschaft der ESA. „Uns ist es wichtig, dass jeder Platz findet – unabhängig von Herkunft, Status oder Fähigkeiten.“ Das Ziel, einen Ort zu schaffen, an dem Menschen mit und ohne Behinderung gleichwertig zusammenarbeiten und sich begegnen können, war sowohl für die Kirche als auch für die alsterdorf assistenz ost von Anfang an eine Herzensangelegenheit.

In der zentral gelegenen St. Ansgarkapelle, der Hauptkirche St. Petri, sollte so ein Ort der Begegnung entstehen – und genau das ist nun Realität geworden. Seit Januar 2025 geht die Idee eines inklusiven Projektes bereits in die Umsetzung: Entstanden ist ein Café mit integriertem Shop, betrieben von der alsterdorf assistenz ost gGmbH. Es ist ein Café, das mehr als nur gastronomische Angebote bietet – es ist ein Raum für Menschen mit und ohne Behinderung, die hier gemeinsam arbeiten und voneinander lernen. Perspektivisch sollen deshalb auch Ehrenamtliche Teil dieses inklusiven Teams werden und jeder ist willkommen, sich einzubringen.

Die Klient*innen der Tagesförderung haben die Möglichkeit, ihre hauswirtschaftlichen Fähigkeiten zu erweitern, in Kundenkontakt zu treten und den Umgang mit Geld zu erlernen. Das gastronomische Angebot umfasst neben Getränken und Snacks auch selbst gebackenen Kuchen. Im Shop in der Kapelle verkaufen sie handgefertigte Unikate aus den Tagesförderungen
und Werkstätten der Evangelischen Stiftung Alsterdorf – von gegossenen Kerzen und ansprechender Keramik über Handyketten bis hin zu individuell gestalteten Grußkarten: Einzelstücke, die sich durch ihre soziale Wertschöpfung von industriellen Massenprodukten abheben. Isa Vogel begleitet als Projektleitung das Team vor Ort und beobachtet die Entwicklung mit großer Freude: „Unsere Klient*innen haben sich in ihrer neuen Beschäftigung bereits richtig gut eingefunden. Jeder Tag bringt neue Begegnungen, neue Eindrücke – und genau das macht diesen Ort so besonders. Man spürt, wie viel Freude es ihnen bereitet, mitten im Geschehen zu sein, Teil eines Teams zu werden und positive Rückmeldungen zu bekommen. Diese Wertschätzung macht etwas mit den Menschen – sie stärkt das Selbstvertrauen und zeigt: Ich werde gesehen, ich bin wichtig.“

Ein weiteres Highlight ist die Möglichkeit, Tickets für den Turmbesuch zu erwerben – Hamburgs höchsten Aussichtsturm. Die Aussicht von der Spitze der Petrikirche ist einzigartig – Besucher*innen können in 123 Metern Höhe einen 360°-Blick auf Hamburg genießen. Jährlich zieht die Hauptkirche rund 400.000 Besucher*innen an und etwa 20.000 Menschen besichtigen den Turm, der mit seiner Aussicht und seinem integrierten Museum ein attraktives Ausflugs- und Touristenziel ist.

Die Zusammenarbeit zwischen der Kirche und der alsterdorf assistenz ost bringt zwei Institutionen zusammen, die auf derselben Vision basieren: Menschen in ihrer Vielfalt anzunehmen
und ein Zeichen für eine inklusive Gesellschaft zu setzen. „Die Alltagswirklichkeit ist für viele Menschen oft ausgrenzend“, sagt Pastor Kruse. „Wer nicht funktioniert wie die Mehrheitsgesellschaft, gerät an den Rand. Wir wollen etwas dagegen setzen und zeigen, dass alle willkommen sind und die Menschenwürde für alle in gleicher Weise gilt. Diese Haltung teilen wir mit der ESA und macht uns zu starken Partnern.“


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