Leitungswechsel im Bereich Kinder, Jugend & Familie

Zurück

Bereichsleitung Dagmar Götz verlässt den Bereich Kinder, Jugend & Familie und übergibt das Zepter ab sofort an den Erziehungswissenschaftler Philipp Noß. Im Gespräch mit den beiden werfen wir einen Blick in die Geschichte des Kinder-, Jugend- und Familienbereichs und sprechen über aktuelle und bevorstehende Herausforderungen.

 

Frau Götz, Sie verabschieden sich nach 26 Jahren und gehen in einen neuen Lebensabschnitt. Mögen Sie uns einen kurzen Rückblick über ihre Zeit bei der alsterdorf assistenz ost geben?

Götz: Ich bin am 1.1.1998 in eine Projektstelle für die Alsterdorfer Straße eingestiegen. Die Kinder in dem ehemaligen Kinderheim waren mittlerweile erwachsen, ein neues Angebot musste her. Das alte Gebäude wurde abgerissen und neue barrierefreie Wohnungen für Familien mit behinderten Kindern gebaut, die 2002 erstmalig bezogen werden konnten. Das war die Geburtsstunde des heutigen mobilen Teams Alstertal. Für dieses habe ich ein Jahr lang die Leitung übernommen und die ambulanten Leistungen vereinbart und aufgebaut. Parallel entstanden Wohnräume für die inzwischen erwachsenen Klient*innen aus dem ehemaligen Kinderheim. Inzwischen gibt es in der Alsterdorfer Straße nun achtzehn Wohnungen für Familien, sechs Einzelapartments für Menschen mit Behinderung und eine Erwachsenen-WG.


Wie ging es danach für Sie weiter?

Götz: 2005 entwickelte sich die neue Struktur der Stiftung – die Gesellschaften teilten sich nicht mehr in Hamburg Dorf, Hamburg Stadt und Hamburg Umland auf, sondern in alsterdorf assistenz ost, -west und Umland. Die Alsterdorfer Straße wurde dem östlichen Geschäftsgebiet zugeteilt und für mich ergab sich eine neue Herausforderung. Die damalige Geschäftsführung der alsterdorf assistenz ost plante, einen Kinder- und Jugendbereich aufzubauen und entschied, mir diese Aufgabe als Bereichsleitung zu übergeben. Zu dieser Zeit gab es neben dem Team Alstertal ausschließlich die Walter-Becker-Straße für Eltern mit Beeinträchtigung und ihre Kinder. Allerdings waren zu dieser Zeit noch keine tragfähigen, konzeptionellen, fachlichen und finanziellen Rahmenbedingungen geschaffen. Es gab also einiges für mich zu tun.

Wie ist der heutige Kinder- und Jugend- und Familienbereich aufgebaut?

Götz: Der Auftrag des Kinder-, Jugend- und Familienbereichs ist es, Familien ein autonomes Zusammenleben zu ermöglichen. Wir unterstützen diese, indem wir sie in unterschiedlichen Settings begleiten und beraten. Neben der begleiteten Elternschaft unterstützen wir auch Familien, die von psychischen Beeinträchtigungen betroffen sind.

Das Ziel dabei ist immer, dass die Familien eines Tages unabhängig von uns werden. Ich finde es ziemlich cool, dass das Ziel unserer Arbeit ist, uns möglichst überflüssig zu machen. In manchen Familien gelingt dies allerdings nicht. Wichtig ist es dabei aber, dass sowohl eine Perspektive für die Eltern als auch die Kinder geschaffen wird, die ein gutes zukünftiges Leben ermöglichen. Wir haben in den letzten Jahren vielfältige Angebote für Familien geschaffen, wo wir auf die unterschiedlichsten Bedarfe von Eltern und Kindern eingehen können.


Welche Projekte gibt es neben den Wohn- und Assistenzangeboten?

Götz: Neben der Einzelfallhilfe gibt es diverse Beratungs- und Unterstützungsangebote für Familien. Der Familienrat beispielsweise unterstützt Familien dabei, eigenständig Konflikte zu lösen. Das Projekt “Check it!“ ist eine Anlaufstelle für junge Menschen aus Bramfeld, die Beratung rund um Themen Schule, Ausbildung und Beruf brauchen.

Neben solchen Angeboten gehört es auch zu unserem Auftrag, die Rahmenbedingungen für eine inklusive Gesellschaft mitzugestalten. Da geht es sowohl um strukturelle als auch bauliche und sozialräumliche Maßnahmen. Mir ist es besonders wichtig, dass wir regional arbeiten und den Sozialraum für unsere Klient*innen stärken.


Herr Noß, wie haben Sie sich auf die neue Stelle vorbereitet?

Noß: Vor dem Bewerbungsgespräch habe ich bereits eine Menge auf der Website der alsterdorf assistenz ost recherchiert. Dadurch hatte ich einen ganz guten Überblick über die verschiedenen Angebote und Projekte. Zudem wurde ich von Frau Götz hervorragend in die bevorstehenden Tätigkeiten eingearbeitet. Ich übernehme einen sehr gut sortierten Bereich.

Außerdem waren wir in den letzten Wochen viel unterwegs und haben die verschiedenen Teams sowie Gremien, Netzwerkpartner*innen und Behörden besucht. Besonders wichtig war mir jedoch, die Arbeit vor Ort und die jeweiligen Mitarbeiter*innen persönlich kennenzulernen.


Frau Götz, was war Ihnen bei der Wahl des Nachfolgers besonders wichtig?

Götz: Mir war wichtig, dass ich die Entscheidung nicht alleine treffe, sondern gemeinsam mit den Assistenzteamleitungen und den Fachdienstmitarbeitenden. Es sollte ein Nachfolger mit humanistischem Menschenbild sein, der fachlich kompetent ist und Gestaltungswillen mitbringt. Darüber hinaus muss die Intuition einfach stimmen. Philipp Noss hat sich sehr gut vorbereitet und erkannt welche Themen Potential haben und sich damit hervorgetan.


Herr Noß, was haben Sie vor Ihrer Arbeit bei der alsterdorf assistenz ost gemacht?

Noß: Ich habe Erziehungswissenschaften studiert und bin Pädagoge mit Leib und Seele. Schon während des Studiums habe ich in einer inklusiven Theatergruppe gespielt. Nach dem Studium habe ich zunächst in der offenen Kinder- und Jugendarbeit im ländlichen Raum gearbeitet. Nach ein paar Jahren bin ich zurück nach Hamburg und war dort Bereichsleitung für verschiedene Kitas.

Einer meiner Schwerpunkte hierbei war die Förderung von Integration und Inklusion, auch Unterstützte Kommunikation und Gebärden kamen hier viel zum Einsatz. Das halte ich für zukunftsweisend. Nach vierzehn Jahren hatte ich Lust auf eine neue Herausforderung. Obwohl mir die behördlichen Strukturen in Hamburg natürlich sehr vertraut sind, kann ich bei der alsterdorf assistenz ost inhaltlich noch viel dazulernen.


Wo sehen Sie beide die größten Herausforderungen?

Noß: Für mich persönlich geht es erstmal um das Kennenlernen und Verstehen aller Bereiche. Personell sind wir aktuell glücklicherweise sehr gut aufgestellt, aber auch das kann natürlich immer ein Thema werden. Man muss verstehen, wie Pädagog*innen arbeiten möchten und langfristige Gestaltungsspielräume schaffen, aber natürlich auch diejenigen wertschätzen, die Beständigkeit wollen.

Götz: Außerdem müssen wir weiterhin an den Bedarfen von Familien in Hamburg ansetzen, um unsere Angebote weiterzuentwickeln. Wir brauchen fachlich gut ausgebildetes Personal, angemessene und bezahlbare Wohnräume für Klient*innen sowie gute Finanzierungsstrukturen, die die Basis unserer fachlichen Arbeit bleiben.

Noß: Insgesamt bin ich aber sehr optimistisch. Bei den Teams, die ich bereits besucht habe, war man schnell auf einer guten fachlichen Ebene. Es sind sehr viel Knowhow, Professionalität und vor allem Haltung vorhanden. Ich habe den Eindruck, dass wir sehr schnell ins arbeiten kommen können.


Frau Götz, mit welchem Gefühl verlassen Sie die Firma?

Götz: Ich bin 26 Jahre bei der alsterdorf assistenz ost geblieben, weil ich immer den Raum und das Vertrauen bekommen habe, Angebote organisch aufzuziehen und zu gestalten. Neben der Rückendeckung durch die Geschäftsführung sind daran natürlich maßgeblich alle Mitarbeitenden beteiligt, die den Bereich entwickelt haben. Wie in dem afrikanischen Sprichwort „Es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen“ gilt dies auch für Großprojekte wie den Kinder-, Jugend- und Familienbereich. Es fällt mir schwer, all die Menschen loszulassen, mit denen ich in den vergangenen Jahren eine Bindung aufgebaut habe. Andererseits hatte ich Zeit, mich auf diesen Moment vorzubereiten und bin froh, so viel Zeit für die Einarbeitung von Philipp Noss gehabt zu haben. Eine gute Weiterführung des Kinder-, Jugend- und Familienbereichs mit allen Mitarbeitenden und Klient*innen war für mich eine Herzensangelegenheit.

Für mich ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt für die Übergabe. Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal bei allen Menschen bedanken, die in den vergangenen 26 Jahren mit mir zusammengearbeitet haben.


Weitere Berichte