Offener Brief für Corona-Bonus in der Eingliederungshilfe

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Seit über zwei Jahren hält uns das Corona-Virus nun in Atem. Während einige von einer "neuen Normalität" sprechen, sich langsam an alternative Vorgaben und Kommunikationskanäle anzupassen vermögen, sehen sich Mitarbeitende aus dem sozialen Bereich nach wie vor einer harten Belastungsprobe ausgesetzt. Für Beschäftigte in der Pflege wird ein Corona-Bonus ausgezahlt, während Mitarbeiter*innen aus der Eingliederungshilfe erneut leer ausgehen.

Die Betroffenen empfinden dies verständlicherweise als ungerecht, haben sie in den vergangen Monaten doch ebenso maßgeblich dazu beigetragen, das Gesundheits- und Sozialsystem aufrechtzuerhalten. Tagesförderungen und Werkstätten mussten geschlossen werden, es bestand ein Besuchsverbot in Wohneinrichtungen und Klient*innen mussten rund um die Uhr in ihren Wohnungen - sowohl pflegerisch als auch pädagogisch - begleitet werden. Für die Fachkräfte bedeutete dies flexible Einsatzbereitschaft, eine hohe Verantwortung für den Gesundheitsschutz von teilweise sogenannter vulnerabler Menschen, verstärkte Arbeitsbelastung und Seelsorge für diejenigen, die von jeglichen Kontakten abgeschnitten waren.

Nun reagierten Hamburgs soziale Träger mit einem offenen Brief an die Senatorin Dr. Melanie Leonhard, Präses der Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration. Vorstände bzw. Geschäftsführer*innen aus der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, Leben mit Behinderung, Sozialkontor und Rauhes Haus formulierten in dem Schreiben ihr Unverständnis über das wiederholte Versäumnis der Landesregierung, Mitarbeitende aus der Eingliederungshilfe in puncto finanzieller Unterstützungen mit einzubeziehen.

"Die Kolleg*innen haben außerordentliches geleistet und eine finanzielle Anerkennung mehr als verdient. Es ist nicht nachvollziehbar, warum Beschäftigte in der Pflege und im Krankenhaus nochmals einen Corona-Bonus erhalten, die Beschäftigten der Behindertenhilfe aber unberücksichtigt bleiben. Menschen mit Behinderung, die in Hamburg leben, werden in der Mehrzahl in ambulanten Hilfesettings unterstützt. Dort erbringen die Kolleg*innen Leistungen der Eingliederungshilfe und der Pflege. Dass die einen eine Prämie erhalten, die anderen nicht, ist nicht mehr vermittelbar." So heißt es unter anderem in dem Brief.

„Es leuchtet nicht ein, dass laut Kabinettsbeschluss Personen, die in der Verwaltung oder Haustechnik einer Senioreneinrichtung arbeiten, eine Bonuszahlung bekommen können, aber zum Beispiel Fachkräfte, die sich mit infizierten benachteiligten Kindern wochenlang in einer Jugendwohngruppe isolierten, leer ausgehen“, zitiert das Hamburger Abendblatt darüber hinaus die Landesgeschäftsführerin des Paritätischen, Kristine Alheit, die sich damit für einen Corona-Bonus in der Kinder- und Jugendhilfe einsetzt.

Wer an dieser Stelle noch immer Zweifel an der Systemrelevanz sozialer Berufe hat, den möchten wir einladen, sich einen persönlichen Eindruck im Gespräch mit unseren Mitarbeiter*innen zu verschaffen. Wir vermitteln gerne Ansprechpartner*innen, die aus individueller Erfahrung berichten können, wie herausfordernd der Arbeitsalltag und die Begleitung von Menschen mit Unterstützungsbedarf in der Coronazeit war und immer noch ist.


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