Statements zum Weltfrauentag

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Der 8. März ist seit 1921 internationaler Gedenktag der Frauen. Er geht zurück auf eine sozialistische Bewegung im ersten Weltkrieg, bei der Frauen u.a. für ihr Wahlrecht und gesellschaftliche Gleichstellung kämpften. Auch über hundert Jahre später sind viele der damaligen Forderungen noch relevant. Wir haben anlässlich des Datums mit drei Mitarbeiter*innen gesprochen, die uns ihre Perspektive auf das Thema schildern.

 

Wie empfinden Sie persönlich Ihr Frausein? Spielt Ihr Geschlecht für Sie im Alltag eine große Rolle?

Lena Fronczak (Assistenzteamleitung Bergedorf):

"Die eigene Geschlechteridentität spielt im Alltag eine Rolle, jedoch in unterschiedlicher Form. Das Frausein als solches erlebt m.E. derzeit mehr mediale positive Aufmerksamkeit als noch vor einigen Jahren. Das empfinde ich als wertvoll und voranbringend, wenn es darum geht, gleiche Rahmenbedingungen zu schaffen."

Stefanie Domi (Fachdienst Bildung & Beschäftigung):

"Ehrlich gesagt mache ich mir nicht so viele Gedanken darüber, welches Geschlecht ich habe. Natürlich fällt es in der Öffentlichkeit auf, schon allein bei der Wahl des Toiletten-Einganges, aber im Großen und Ganzen macht mir meine nicht vorhandene Größe und Herkunft mehr Probleme."

Maya Voß (Öffentlichkeitsarbeit):

"Ich bin gerne Frau. Im Alltag mache ich mir keine großartigen Gedanken darüber, aber immer, wenn ich mich mit Geschichte auseinander setze, wird mir bewusst, wie hart unsere Ahninnen im Großen wie im Kleinen dafür gekämpft haben, dass wir heute ein ganzes Stück näher dran sind an der Gleichberechtigung als vor 100 Jahren."

 

Welche Hürden oder Herausforderungen bzgl. der Geschlechtergleichstellung erleben Sie in der Eingliederungshilfe?

Lena Fronczak:

Ich erlebe einen Überschuss an Frauen auf der Mitarbeiter*innenebene, da es sich um einen helfenden Berufszweig handelt, der - auch empirisch belegt - vornehmlich von Frauen eingenommen wird. Hieraus ergibt sich m.E. die größte Hürde: Es fehlt an Diversität! In der Bezahlung oder Aufgabenverteilung erlebe ich keine Unterschiede. Für Klient*innen erlebe ich keine Hürden oder Herausforderungen im Alltag. Die Klient*innen beschreiben jedoch Hürden in der gesellschaftlichen Teilhabe: Wer unterstützt mich im Haushalt? Warum bin ich von einem höheren Armutsrisiko betroffen als Alleinerziehende Mutter von 3 Kindern? Warum werden in bestimmten Berufszweigen Männer besser bezahlt als ich obwohl ich das gleiche leiste?

Stefanie Domi:

Die Jobs in der Eingliederungshilfe sind tatsächlich sehr „frauenlastig“. Hier würde ich mir eine ausgeglichene Verteilung wünschen, sodass bspw. Klient*innen auch vom gleichen Geschlecht auf die Toilette begleitet werden können. Wie macht man diese Berufe also für Männer attraktiver? Muss man hier vielleicht doch auf die alte Rollenverteilung zurückgreifen und mit Technik, Digitalisierung und handwerklichen Angeboten werben? Über das Thema könnte man lange diskutieren.

 

Gibt es etwas, was Sie sich für Frauen wünschen?

Lena Fronczak:

"Ich wünsche mir mehr Gleichstellung in allen Bereichen: Bei der Verteilung der Carearbeit, bei der Verteilung des Gehalts, bei der Ermöglichung von Aufstiegschancen. Ich würde mir wünschen, dass bestimmte Attribute nicht ausschließlich im negativ-bewertenden Sinn dem Frausein zugeschrieben werden."

Stefanie Domi:

"Ich würde mir wünschen, dass Frauen selbstbewusst und weiterhin stark auftreten ohne darüber nachzudenken, welches Geschlecht sie haben. Aus meiner Sicht kommt es auf einen selbst sowie das Umfeld an, welche beruflichen und privaten Erfolge man auch als Frau feiern kann. Ich hatte bisher immer positive Zusprecher*innen, die mir den Rückhalt für jegliche Entscheidungen gegeben haben und ich bin dankbar, in einem Land zu leben, wo ich als Frau auch alle Rechte habe. Die Geschichte der Frau ist natürlich spannend, jedoch sind es auch andere Geschichten (Bsp. die Geschichte der Farbigen). Das allein macht die Frau also nicht einzigartig. Egal ob Frau, Mann, behindert oder kerngesund - man sollte alle Möglichkeiten sehen und nutzen und aus Höhen sowie Tiefen lernen. Selbstreflexion und sich seiner Rechte bewusst sein ist für alle wichtig."

Maya Voß:

"Ich wünsche mehr Frauen Mut – den Mut, für Ihre Rechte einzustehen, für ihre Träume und Wünsche zu kämpfen, sich nicht in ein gesellschaftlich definiertes Rollenbild pressen zu lassen. Individualität ist wunderbar!  Ich wünsche mir mehr Anerkennung für so viele starke Frauen die in ihrem Alltag so viel schultern und doch nicht (zusammen)brechen und mehr Gleichberechtigung wie gleiches Geld für gleiche Arbeit."


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