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Seit diesem Jahr ist Danny Brandt nicht nur Co-Leitung des Wohnhauses in der Marckmannstraße, sondern unterstützt gleichzeitig die Stabstelle für Nachhaltigkeit. Warum es die gibt und welchen Beitrag Danny Brandt für die alsterdorf assistenz ost leistet, erfahren Sie im Interview.
Lieber Danny, du bist ja regelmäßig in der Geschäftsstelle und das nicht nur, um Post abzuholen. Was machst du in dieser Zeit?
Ich arbeite vier Stunden pro Woche als Nachhaltigkeitskoordinator. Das ist die interne Umsetzung der Holding-Strategie, welche wiederum die Antwort auf die Nachhaltigkeitsberichtpflicht ist. Jedes Unternehmen, das einen bestimmten Schwellenwert an Umsatz bzw. Mitarbeitenden erreicht, ist laut EU-Gesetz ab 2025 nachhaltigkeitsberichtspflichtig, muss also Zeugnis über ökologische, ökonomische und soziale Kennzahlen ablegen. Die ESA legt großen Wert auf Synergien im Bereich Nachhaltigkeit und begrüßt daher die Ernennung von Nachhaltigkeitskoordinator*innen in den Gesellschaften. Da mir dieses Thema besonders am Herzen liegt, verbinde ich also in der Zeit meine persönlichen Interessen mit denen der aaOst und der ESA.
Warum braucht es einen solchen Bericht?
Es geht darum, Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen und mehr Transparenz und Messbarkeit in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit zu schaffen. Die Kriterien sind allerdings noch nicht vollständig ausgearbeitet. Der Nachhaltigkeitsbericht steht perspektivisch auf derselben Stufe wie der Jahresabschluss, bildet jedoch keine weitere Säule, sondern soll den Nachhaltigkeitsgedanken in bereits vorhandene Prozesse implementieren.
Wie wird das Projekt in der Evangelischen Stiftung Alsterdorf organisiert?
Die Leitung der Stabstelle hat Alexander Rüter, der gezielt für diese Position angestellt wurde und den entsprechenden fachlichen Hintergrund mitbringt. Darüber hinaus gibt es in jeder Gesellschaft eine*n Nachhaltigkeitskoordinator*in, die/der die Themen in die Organisationseinheiten trägt und Bericht erstattet. Die genauen Aufgaben werden sich erst in den kommenden Wochen und Monaten herauskristallisieren. Im Moment geht es vor allem darum, dass wir uns stiftungsweitweit vernetzen und zu den Fachthemen geschult werden. Ich leite gerade erste Bestandsaufnahmen in die Wege und finde Ansprechpartner*innen in der aaost.
Kannst du schon etwas über die zu messenden Kriterien erzählen?
Es geht ganz allgemein um den Umgang mit Finanzen, Gehälter, Nachhaltigkeit von materiellen Anschaffungen, aber auch Geschlechterverteilung in der Führungsebene, Energiecontrolling, CO2-Emissionen und das Bepflanzen von Grünflächen. Das Thema Nachhaltigkeit wird also durchgehend auf den Ebenen der Ökonomie, Ökologie und sozialen Verantwortung gemessen – wobei letzteres besonders schwierig in Zahlen auszudrücken ist.
Welche Chancen siehst du in dem Prozess?
Ich empfinde es als Entwicklungschance, das auszubauen, was wir als Träger bereits in unserem Leitbild versprechen. Ich glaube, das Thema soziale Gerechtigkeit trifft vor allem Unternehmen, die bislang ausschließlich die eigene Gewinnmaximierung auf der Agenda haben. Ich finde es gut, dass diese nun in die Verantwortung gezwungen werden. Ich denke, wir machen da schon sehr viel richtig. Unser Auftrag besteht nun darin, unser Handeln sichtbar und messbar zu machen.
Gibt es auch Schwierigkeiten?
Aus Sicht einer Leitung besteht die größte Diskrepanz auf der ökonomischen Ebene. Der Abwägungsprozess zwischen ressourcenorientiertem Wirtschaften und Nachhaltigkeit fängt ja bereits bei Grundsätzlichem an – ich denke da an faire, ökologische Lebensmittel. Wir müssen auch aufpassen, dass wir mit unseren gut gemeinten Absichten die Mitarbeitenden und Klient*innen nicht überfordern. Der pädagogische Mehrwert steht hier nach wie vor an erster Stelle. Ich kann meinen Klienten zwar wiederholt freundlich darauf hinweisen, dass ein offenes Fenster bei voll aufgedrehter Heizung nicht energieeffizient ist – letztlich bestimmt er dies jedoch für sich selbst.
Wie bist du zu dieser Position gekommen?
Ich habe bereits im Vorwege eine Studienleistung bei der aaost über das Projekt Nachhaltigkeit geschrieben. Initiiert und begleitet hat das Thema Heike Hauser, die so schlau war, damit nicht zu warten, bis eine Leitung bei der Stiftung gefunden war. In dem Zusammenhang habe ich mich schon ziemlich intensiv mit der Implementierung von Nachhaltigkeitsprozessen, sozialen Benefits, Enablement und auch ökologischen Faktoren beschäftigt, was uns nun einen großen Vorteil verschafft. Ich finde es toll, dass das Thema auch auf der Geschäftsführungsebene so vorangetrieben wird. Darüber hinaus haben wir einen Zertifizierungsprozess zur ökofairen Einrichtung - zunächst einmal für die Geschäftsstelle - in Gang gesetzt.
Was ist eine ökofaire Einrichtung?
Das ist ein Siegel durch die Diakonie, das ausdrückt, dass die Einrichtung bestimmte soziale und ökologische Standards gewährleistet. Dazu gehören zum Beispiel insektenfreundliche Bepflanzung von Grünflächen, fair gehandelter Kaffee, nachhaltige Textilreinigung, etc. Als Geschäftsführer unterzeichnet Herr Helbig eine sogenannte Selbstverpflichtungserklärung, mit der er sich verpflichtet, diese Standards zu wahren. Nach einem Jahr wird die Einhaltung erneut durch die Diakonie geprüft. Wir hoffen, dass der Prozess bis Ende 2024 abgeschlossen sein wird.
Vielen Dank für die spannenden Einblicke!